Video Scientist
„Denn Augen haben und Betrachten ist nicht dasselbe.“
Augustinus, Philosoph und Kirchenvater
ESF (Effective Shooting in the Field) ist ein zweitägiges Kursmodul zur Optimierung von Videomaterial bei der Dokumentation von Forschungsprojekten.
© 2017 Joachim Puls
Wir leben in Zeiten einer digitalen Revolution, die mehr und mehr geprägt ist von einer ungeheuren Informationsflut. Ein großer Teil dieser Informationen besteht heute aus Bildern, denn die Verfügbarkeit der Technik, um Fotos und Filme in guter Qualität zu erzeugen, ist längst eine Selbstverständlichkeit geworden.
Mit Fotos und Filmen dokumentieren wir – sofern wir das überhaupt wollen – jeden Bereich unseres Lebens. Die Geburt unserer Kinder, Feste, Familie, Urlaube und Alltagsgeschichten sind Gegenstand des ganz natürlichen Wunsches, Dinge zu dokumentieren, um sie so in gewisser Weise zu erhalten.
Selbstverständlich gilt das auch im Kontext beruflicher Aktivitäten. Technisch sind uns dabei heute wenig Grenzen gesetzt, um besondere Situationen mit dem Handy oder einer Kamera einzufangen. In der Regel werden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Projekten aber vorwiegend mit anderen Dingen beschäftigt sein.
Auch deshalb werden in komplexeren Zusammenhängen mit Sicherheit auch in Zukunft Medienprofis gebraucht, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Auf der anderen Seite gibt es viele Situationen, in denen Forscher und Wissenschaftler auf sich gestellt sind, wenn es darum geht, vor Ort etwas zu dokumentieren. Insbesondere auf Exkursionen und bei Einsätzen im Ausland, oder in abgelegenen Regionen. Hinzu kommt, dass besondere Momente, plötzliche Entdeckungen oder spannende Begegnungen in den seltensten Fällen planbar sind.
Meist sind es aber genau diese Situationen, die später als Dokument auch für andere interessant sind, oder viele Jahre später erst einen „historischen Wert“ bekommen. Tatsächlich werden heute schon Kameras zur Auswertung und Überwachung von Arbeitsabläufen eingesetzt – zumeist wird dann aus der subjektiven Perspektive der Einsatzkraft aufgenommen (POV).
In diesem Kurs wird es darum gehen, diesen Blickwinkel zu erweitern!
Es bleibt in der Regel also nicht viel Zeit, um am Ort des Geschehens gutes Bildmaterial zu gewinnen. Genau aus diesem Grund ist es von so großer Bedeutung, möglichst effektiv und zeitsparend zu arbeiten – und sich dabei auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Nur wer weiß, wie das geht und was er will, kann das schaffen.
Gefilmte Bilder sind ein sehr komplexes Ereignis und entfalten ihre vielschichtigen Informationen oft erst viel später oder im Kontext mit anderen Dokumenten oder Berichten. Im Bild sind also möglicherweise sogar Informationen „konserviert“, die erst viel später richtig verstanden werden und dann nur dadurch überhaupt zur Verfügung stehen, dass sie zur rechten Zeit festgehalten wurden. Eine Tatsache, die mindestens so lange bekannt ist, wie es die Tatortfotografie gibt.
Umso besser, wenn diese Bilder dann auch qualitativ überzeugen!
Wir betrachten im Kontext unseres Seminars diese Bilder also als Footage, das bestmöglich sein sollte, um als komplementäre Information im Zusammenspiel mit anderen Materialien – oder Bestandteil eines Vortrages zu funktionieren.
Zusammenfassend kann man sagen: Wenn es technisch immer einfacher wird und inhaltlich von großem Nutzen sein kann, solches Bildmaterial zu gewinnen, dann darf man es eigentlich nicht unterlassen, es auch zu drehen – und sollte andererseits dafür sorgen, dass dieses Material auch so gut wie möglich wird!
Wie aber kann man nun aber ohne fundierte Kameraausbildung Bilder generieren, mit denen sich hinterher vernünftig arbeiten lässt?
Wie lassen sich die gröbsten Fehler vermeiden?
In einem zweitägigen Kursmodul erarbeiten wir die „Basic Tools“, um solche Aufnahmen zu bekommen und konzentrieren uns dabei auf konzeptionelle und inhaltliche Fragestellungen.
Im Seminar wird in der Regel ein kleines Kameraset verwendet, das vom Kursleiter speziell für den “Einhandbetrieb” zusammengestellt wurde.
Das vermittelte Wissen, um Kameraeinstellungen, Lichtsetzung, Tonaufnahmen, Interviewführung etc. ist aber selbstverständlich übertragbar auf andere technische Gegebenheiten.
Learning by doing
In unserem Praxis-Workshop liegt der Schwerpunkt auf der Frage, welche Einstellungen ich brauche, um später eine Geschichte zu erzählen, bzw., um eine Geschichte, die auch ein Vortrag sein kann, sinnvoll zu visualisieren.
Welche Kamera, oder auch Handy später verwendet wird ist für diesen Kurs von zweitrangiger Bedeutung.
Das Ziel des Workshops
ist der praktische Erfahrungsaustausch von wissenschaftlichen Mitarbeitern, die oftmals bereits einige Erfahrung mit selbstgedrehten „kleinen Filmen“ gemacht haben und jetzt im Zuge einer Bewusstwerdung lernen, worauf es ankommt und worauf man achten muss, um aus jeder Situation im Feld möglichst gutes Filmmaterial mitzubringen – natürlich immer der Situation und den Möglichkeiten vor Ort angepasst.