Dramaturgie Seminare

Von Zeit zu Zeit veranstalten wir in Kooperation mit verschiedenen Fernsehredaktionen Seminare, die sich an Freie Mitarbeiter und Redakteure richten.

Es geht dabei in erster Linie um Dramaturgie in dokumentarischen Formaten.

In zwei- bis dreitägigen Kursen wollen wir gemeinsam mit Autorinnen, Autoren und der Redaktion die dramaturgische Entwicklung verschiedenen Fernsehformate optimieren.

Ziel ist es, mit veränderten Erzählformen ein intensiveres Fernseherlebnis zu erreichen, das gleichsam unterhält und informiert.
Das didaktische Ziel der Seminare liegt nicht in „frontaler Belehrung“ sondern in einer konstruktiven Sensibilisierung für die entscheidenden Funktionen der – bewusst oder unbewusst eingesetzten – dramaturgischen Mittel.

Darüber hinaus soll das Bewusstsein für zeitgemäße Erzählformen und -techniken geschärft und die Autorinnen und Autoren motiviert werden, die spezifischen Gestaltungsspielräume konstruktiv zu nutzen.

In einer neuen Seminarreihe habe ich mich besonders mit der unbewussten Steuerung von Emotionen in dokumentarischen Formaten beschäftigt. Ein höchst spannendes Diskussionsfeld!

Methodik

Neben vereinzelten Input-Elementen zur Auffrischung des dramaturgischen Basiswissens durch den Referenten ist die Veranstaltung weitgehend dialogisch angelegt.
Anhand von Analysen einzelner Sequenzen aus Beiträgen der KursteilnehmerInnen werden die relevanten Themen und Problempunkte gemeinschaftlich erarbeitet. Dabei werden wir uns nach Möglichkeit auch mit Stoffen und Geschichten beschäftigen, die sich noch im Stadium der Umsetzung befinden.

Aspekte der Analyse sind unter anderem:

Erzähl-Rhythmus

• Struktur

• Figuren im Film

• Spannungsbögen und rote Fäden

• Funktionen filmrhetorischer Mittel

• Steuerung von Emotionen

Während der Analyse stärken die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Wahrnehmung für die eigene Erzählpraxis. Durch den Dialog in der Gruppe erschließt sich zum einen die Wirkung der jeweiligen Sendung auf das Publikum und zum anderen ergeben sich neue Erkenntnisse hinsichtlich der wirksamen rhetorischen Mittel, dramaturgischen Prinzipien und der zugrundeliegenden Wirkweisen.


Zur Förderung eines konstruktiven Dialogs in angenehmer Kursatmosphäre und im Sinne eines motivierenden Gesamtverlaufs lehnt sich die didaktische Methodik an den Erkenntnissen der Appreciative Inquiry an, einem werteorientierten Ansatz aus der Team- und Organisationsentwicklung.
Das Grundprinzip dieser Methodik liegt darin, Qualität und Wissen des Einzelnen für die gesamte Gruppe zu artikulieren und nutzbar zu machen.
Aus der Methode der – frei übersetzt – „wertschätzenden Befragung“ – haben wir im Laufe der Zeit ein Konzept entwickelt, das sich „wertschätzende Analyse“ nennt und die Basis bildet für eine einander zugewandte Grundhaltung aller Teilnehmenden, in der das Seminar nicht als Konkurrenzsituation, sondern als kooperative Teamerfahrung erlebt wird.
Daraus können und sollen sich Motivation und neuer Elan beim Herangehen an den nächsten Stoff automatisch entwickeln.

Ablauf

Im Zuge der Vorbereitung zu der Veranstaltung werden zunächst die konkreten Problemstellungen identifiziert. Daraus ergibt sich ein Fragenkatalog, für die dialogische Analyse.
Anhand konkreter Filmbeispiele werden einzelne filmrhetorische Aspekte in Kleingruppen von zwei bis fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmern, sowie im Plenum besprochen.
Daraus ergibt sich – gesteuert von den Referenten – idealerweise neben der analytischen Ebene auch ein Austausch von Erfahrungen und Strategien, die auf die zukünftige Arbeit wirken können.
Defizite in den Beiträgen oder der Dramaturgie der Filme werden dabei nicht als Versagen oder Unvermögen der Autoren gewertet, sondern als Problem, das sich selbstverständlich in der täglichen Arbeit ergibt.
So kann ein konstruktiver Dialog gefördert werden. („Das Problem kenne ich“, „Wie hast Du das gelöst?“)
Es geht darum, praxistaugliche Erkenntnisse und Strategien zu entwickeln und eine vertrauensvolle Diskussion untereinander auf hohem Niveau und gleicher Augenhöhe zu führen.

Zieldefinition

  •  Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen konkrete Begriffe zur dokumentarischen Dramaturgie für lange Formate einzuordnen und diese schon bei der Filmplanung und Umsetzung der Stoffe nicht aus „den Augen zu verlieren“.
  • Das dramaturgische Instrumentarium für dokumentarische Filme wird den Teilnehmenden durch die Analyse und das Entwickeln von Lösungsansätzen vertrauter und praktisch greifbarer.
  • Die Sicherheit im Umgang mit Team und Protagonisten steigt.
  • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben dadurch „den Blick frei“ auf die Dramaturgie „ihrer“ nächsten Geschichte.
  •  Nicht zuletzt sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit frischen Inspirationen und neuer Motivation für die Bearbeitung zukünftiger Stoffe und Themen aus diesem Seminar herausgehen